Der Wahlspruch der Urburschenschaft, nach dem auch wir leben, hieß „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Dieser Dreiklang bestimmt unser Denken und Fühlen. Da sich Ehre und Freiheit nicht nur auf den einzelnen Angehörigen des Volkes beziehen, sondern aufgrund unserer Weltanschauung in erster Linie auf das Volksganze, ist es gerade der Vaterlandsbegriff, zu dem wir ganz klar und eindeutig Stellung beziehen müssen.
Wir sehen in unserem Vaterland den gesamten Lebens- und Kulturraum des deutschen Volkes. Nicht Staatsgrenzen sind es welche diesen begrenzen, sondern historisch im Laufe der Jahrhunderte gewachsene Volkstumsgrenzen. Jede Landschaft, deren kulturelles Antlitz durch deutsche Arbeit geprägt und deren Boden durch Jahrhunderte von deutschen Menschen bebaut wurde, ist deutsches Land und damit unser Vaterland; auch dann wenn durch entfesselten Chauvinismus Angehörige unseres Volkes aus deutschen Landen vertrieben wurden oder aufgrund der Grenzziehungen der Friedensdiktate von Versailles und St. Germain unter romanischer Herrschaft leben müssen.
Für uns ist also Königsberg und Bozen genauso Vaterland wie Berlin und Wien. Unser nationaler, überstaatlicher Vaterlandsbegriff ist eine Konsequenz der besonderen Lage des deutschen Volkes, da dieses nicht wie andere europäische Nationen in einem gemeinsamen Staat lebt. Auch zur Zeit, als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation den ganzen deutschen Raum umschloss, war die Macht der Zentralgewalt beschränkt und die Eigenbrötelei der deutschen Fürsten führte schließlich zu kleinstaatlichem Denken und zu Partikularismus.
Die gemeinsame Not die durch Napoleon über alle deutschen Lande gebracht wurde, die Vorbereitung zur Erhebung gegen ihn durch edelste deutsche Geister und endlich der Sieg über den Korsen in der Völkerschlacht bei Leipzig, waren die Marksteine der Wiedererweckung des deutschen Nationalgefühls und des volksbezogenen Denkens.
(Fortsetzung folgt.)