Schon mehrmals ist fremdes Denken in den deutschen Geist eingebrochen. Wir haben uns bereits mit dem Werden der Nationalidee im Widerstand gegen fremde Vorstellungen sowie den realen Auswirkungen fremden Denkens in der Politik auseinandergesetzt.
Diesmal wollen wir uns dem Thema Theologie, also der Lehre von Gott, widmen. Es war der Philosoph Erwin Guido Kolbenheyer, der in seinem Werk „Das Gestirn des Paracelsus“ es auf den Punkt gebracht hat:
„Nur wer zu seiner Art findet, kann zur Wahrheit und zu Gott finden. Denn beides, Wahrheit und Gott, können nicht aus anderer Art empfangen werden. Sie müssen entwachsen und erfahren sein in lebendiger Tiefe.“
Als im Zuge der Christianisierung Europas das orientalische Denken Eingang gefunden hat, da dauerte es mehrere Jahrhunderte, nämlich bis zur Wende 13./14. Jahrhundert, dass mit Eckhart von Hochheim, auch Meister Ekkehart genannt, eine deutsche Philosophie entstand die den Namen „Deutsche Mystik“ tragen wird. Der Höhengang dieser Philosophie setzt sich in Jacob Böhme fort und endet mit dem Dreißigjährigen Krieg. Diesem folgt die „Französelei“, also die geistige Überfremdung.
Die Frühgermanen kannten keine Gottesmacht und ihr Gesetz, sondern ihre Seelen hingen an Werten, an den Hochwerten der Ehre, der Freiheit und der Verpflichtung gegenüber der eigenen Sippe. In diesen Werten erlebten die Germanen eine innere Unendlichkeit und auch ihre Götter folgten diesen Werten. Ihre Götter glichen ihnen selbst, da sie ebendiese ja auch aus ihrer Geisteskraft und ihren Anlagen erschaffen haben. Das Christentum trennte die Germanen von der inneren Unendlichkeit indem es behauptete alle Werte würden von Gott kommen, dem Inhaber der höchsten sittlichen Eigenschaften. Der Gott der Christen habe den Menschen das „Gewissen“, Paulus sagt: das „Gesetz in unserem Geiste“ gegeben, das „natürliche Licht“. Aber das Gewissen sei nur ein schwaches, ein vorläufiges Licht. Es sei nichts gegen das helle Sonnenlicht, das „göttliche Licht“, das in der biblischen Offenbarung leuchten soll.
Damit wurde die innere Offenbarung des Göttlichen den Germanen zerstört und ihr wurzelhaft religiöses Denken aus der Bahn geworfen. Der biblische Gott der Juden ist ein eifersüchtiger Gott und so haben christliche Priester eifrig darauf geachtet, dass jegliche Vielheit des Götterglaubens und der religiösen Vorstellungen verschwinden sollte.
Als ob der Götterglaube den Germanen überhaupt etwas Wesentliches bedeutet hätte! Das Vernichtende war, dass ihnen die Kraft des Gewissens genommen wurde, dass die Ewigkeitswerte von denen sie sich bewegt fühlten, ihre selbsteigene Geltung, verloren ging.
Es ist müßig zu spekulieren, aber vermutlich hätte mit dem Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis und der daraus folgenden Weltanschauung der Vielgötterglauben von selbst ein Ende gefunden. Stattdessen wurde auf lange Zeit festgelegt, dass Gottesglaube in Form des Glaubens an ein einziges höchstes Wesen die wichtigste Angelegenheit des „frommen“ Menschen sei. Der orientalische Jahveismus hat sich in Verbindung mit der platonischen Ideenlehre als spiritualistische Metaphysik über Europa gelagert, die geisteswissenschaftliche Forschung dogmatisch begrenzt und die wahre Naturforschung behindert. Fast 1500 Jahre lang wurde die vom heidnischen Griechentum eingeleitete wissenschaftliche Erforschung und Beobachtung der realen Wirklichkeit unterbrochen.
Der Vorgang der Selbstbefreiung des Menschen aus geistiger Knechtschaft ist unumkehrbar und das Absterben des Christentums in Europa das Zeichen des Aufbruchs. Der Konservativismus ist immer auf die eine oder andere Art und Weise der Versuch das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Er ist zutiefst reaktionär! Mag er sich auch in verschiedenster Form verkleiden, uneingestanden ist allen Konservativen das Ressentiment gegen die Aufklärung gemein. Anstatt mutig in die Geschichte voranzuschreiten und die immer neuen Problemstellungen zu bewältigen, herrscht die Sehnsucht nach „der guten alten Zeit“ vor, die in Wahrheit bedeutet in das geistige Mittelalter zurückzukehren. Zu christlicher Dogmatik, zu Scholastik, zu Spiritualismus und Wissenschaftsfeindlichkeit.
Die Völker beginnen aus ihrer Narkose, in die sie durch kirchlichen Weihrauch versunken waren, zu erwachen und treten allmählich wieder selbstgestaltend in Erscheinung. Das Suchen nach Selbstgestaltung hat im Laufe der Jahrhunderte zu unserem Weltbild geführt. Wir scheuen uns aber nicht, mutig in die neue Zeit zu schreiten. Wir haben in uns selbst die Hochwerte der Ehre, der Freiheit und der Nation gefunden und damit das Göttliche wiederentdeckt.