Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben nichts weiter tun, als dass sie darüber nachgrübeln, wozu sie auf der Welt sind, wie sie einen „gnädigen Gott“ bekommen und was der Sinn ihres Lebens ist. Solche Menschen kommen häufig mit ihrem eigenen Leben nicht zurecht. Sie sind deshalb auch nicht als gesund und „normal“ anzusehen. Denn der Mensch ist in erster Linie nicht zum Grübeln und Sich-in-sich-selbst-Verlieren geboren, sondern zu Arbeit und Kampf, dazu, dass er das Leben meistert und dazu, dass er das Leben, das ihm anvertraut ist, nicht bei sich enden lässt, sondern aus ihm in seiner Familie und in seinem Volke neues Leben erzeugt. So sollen Nachdenklichkeit und Tun, Besinnung und Gestaltung im Leben des gesunden deutschen Menschen sich im Gleichgewicht halten, im richtigen Verhältnis einander abwechseln und eines das andere befruchten.
Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die das Nachdenken und Sich-Besinnen völlig vernachlässigen. Sie leben von Schlaf zu Schlaf, Mahlzeit zu Mahlzeit und von Vergnügen zu Vergnügen in den Tag hinein und kümmern sich mit keiner Faser ihres Herzens um eine Aufgabe oder Pflicht oder gar um Sinn und Zweck ihres Daseins. Auch das ist nicht das Erstrebenswerte. Auch das ist nicht „normal“. Auch diese Leute erleiden meist eines Tages Schiffbruch. Nämlich dann, wenn sie das Leben durch Not und Härte aus ihrem Dahinleben aufstört und sie nach dem fragt, was für sie nun außer Essen und Vergnügen als tragendes Fundament und unveräußerlicher Wert auch in der Notzeit übrigbleibt und standhält, wenn es mit Nahrung und Vergnügen einmal dürftig bestellt ist. Schließlich hat ja der Mensch einen Verstand und ein Gemüt, um beide entsprechend sinnvoll zur Gewinnung eines Maßstabes und eines Zieles für sein Leben zu betätigen. Und es ist wohl gerade ein Kennzeichen des deutschen Menschen und damit eine Ursache seiner eigenen erfolgreichen und geachteten Stellung in Welt und Leben, dass all seinem Tun ein vernunftvolles Planen und all seiner Tat ein tiefes Gefühl zugrunde liegt.
So ist es also vernünftig, gut und natürlich, zwischen der Arbeit und dem Getriebe des Alltages, zwischen Kampf, Broterwerb und Freizeit, zwischen Hast und Ruhe, Strapazen und Festen sich hin und wieder auch auf sich selbst zu besinnen und ruhig einmal zu überlegen, wozu unser Leben wohl gut ist und was das Gewese in uns und um uns, das Sein im Menschen, auf unserer Erde und im ganzen Weltall eigentlich soll. Das Ergebnis eines solchen Besinnens auf der Grundlage seines ererbten Wesens und der ihm zuteil gewordenen Erziehung (I, II) und das Resultat aus den mit Hilfe seines Verstandes und Gemütes gemachten Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnissen bildet dann die „Welt-Anschauung“ eines Menschen. Bedeutet diese Weltanschauung für ihn nicht nur ein oberflächliches und nebensächliches Wissen oder „Einmal-Gehört-Haben“, sondern eine Bindung, eine innere Verpflichtung und die Grundlage dazu, was er in seinem praktischen Leben tut und lässt, dann ist eine solche Weltanschauung gleichbedeutend mit seiner Religion. Ist also ein Mensch so eigenständig klar, in sich geschlossen und gesund, dass er aus seinem Erkennen und Fühlen die rechten Gesetze für sein eigenes sittliches Verhalten ableiten kann, dann sind für ihn Weltanschauung und Religion dasselbe. Er erlebt die Ordnung der Welt und die Ordnung seines eigenen Selbst als Einheit, der die gleichen Regeln und Gesetzmäßigkeiten zugrunde liegen. Sein Gewissen und das „moralische Gesetz“ in ihm sagen ihm das gleiche wie die Beobachtung des Tier- und Pflanzenlebens, des Werdens und Vergehens in der Natur und der gestirnte Himmel über ihm.
Das erstere, das Gewissen und das moralische Gesetz, ist aber im Grunde nichts anderes als das in seinen Anlagen ererbte Wesen seiner Rasse, und die Beobachtung, die ihn die Natur lehrt, nichts anderes als die Sprache seiner Umwelt. Wenn sich bei Nationalisten also Religion und Weltanschauung decken, haben wir die Harmonie zwischen unserer Erbwelt (Genetik) und unserer Umwelt (Milieu), also zwischen unserem Wesen und unserem Tätigkeitsfeld hergestellt.
Das ist keineswegs immer der Fall. Manche Menschen können in der Gesamtheit ihres Erlebens keine Einheit finden. Sie schwanken zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Gefühl und Verstand, zwischen Glauben und Erkennen hin und her und sind deshalb unklar, undurchsichtig und unverlässlich. Sie sind innerlich in sich selbst zerrissen. Sie haben zwei oder mehr Seelen in ihrer Brust. Sie sind auf Grund von Leiden, Missgeschicken und Unbefriedigtheiten von dem „Diesseits“, in dem sie leben, enttäuscht und sehnen sich nach einem „besseren“ „Jenseits“, das sie erhoffen und sich so ausmalen, dass es sie für ihre Enttäuschungen einmal entschädigen soll. Sie fühlen in sich einen „Geist“, der anscheinend etwas Vernünftiges, Richtiges meint und will, und daneben ein „Fleisch“, eine Körperlichkeit, die anscheinend in irgendeiner Weise nicht fähig ist, das Gewollte, Erkannte und Erstrebte in die Wirklichkeit umzusetzen. Sie bezeichnen es deshalb als „böses“ Fleisch, weil es sie entweder mit den Paragraphen des geltenden Rechtes, den Forderungen ihrer erdachten oder anerzogenen Religion oder sonst einer sittlichen Pflicht in Konflikt bringt und ihnen in ihrem Leben immer wieder Striche durch die verschiedensten Rechnungen macht. Für solche Menschen ist dann verständlicherweise „Weltanschauung“ und „Religion“ zweierlei: nämlich die Weltanschauung die Erkenntnis der unerbittlichen, schicksalhaft aus Erbwelt und Umwelt sich ergebenden Wirklichkeit und die Religion ein Trost gegenüber dieser Wirklichkeit. Solche Menschen brauchen und suchen eine „Erlösung“ außerhalb ihrer selbst, weil ihnen die Einheit in ihrem Inneren fehlt. Die Erlösung gibt ihnen ihre Religion als erhoffte Erfüllung ihrer Wunschträume, während ihre Weltanschauung ihnen nur jenes unvollkommene Stückwerk zeigt, in welches ihnen ihr Blickvermögen ihr eigenes und der Welt Sein zerfallen lässt.
(Fortsetzung folgt.)