Als wir im Jahre 2015 in den Mitteilungen des Österreichischen Pennäler-Ringes – ÖPR, Ausgabe 1/2015, einen Artikel eines Jan Ackermeier mit dem Titel „Protest gegen das Bürgerliche – Die Bündischen in der Konservativen Revolution“ gelesen haben, waren wir schon sehr erschüttert. In der aktuellen Ausgabe der den Identitären nahestehenden Zeitschrift „Info-Direkt“, 15. Ausgabe, erschien nun unter demselben Titel eine stark gekürzte Version eben jenes Artikels.
Da die Ausführungen des Herrn Ackermeier nun weitere Publizität erhalten, werden wir uns jetzt auch mit der Konservativen Revolution befassen. Das Problem der Bündischen Jugend wäre eigentlich nur noch von historischer Bedeutung, gewinnt aber durch die affirmative Rezeption der Konservativen Revolution, einer gedanklichen Spielart von politischen Hasardeuren, Rauschgiftsüchtigen und Homosexuellen des frühen 20. Jahrhunderts, wieder an Relevanz.
Ackermeier schreibt: „Die bündische Jugend bekämpfte um der Ordnung willen den bürgerlichen Geist, der im letzten nur organisierte Unordnung erzeugte. Sie wollte wieder zu einem in Verantwortung und Liebe gebundenen Gemeinschaftsleben und nicht die atomisierende Freiheit des Bürgers, und schon gar nicht die atomisierende Freiheit des Bürgers, und schon gar nicht die chaotische hyperbürgerliche Freiheit des Bohemiens – der sich ja nur aus Bürgerlichkeit antibürgerlich gebärdet –, sondern die durch Bindung gezügelte und gesicherte Freiheit des eingeordneten, gebundenen Menschen.“
Zur Vermeidung von Missverständnissen sei angemerkt, dass das nachstehend Gesagte nicht für jeden früheren Jugendbund gilt. Sicherlich gab es auch eine Unzahl von durchaus harmlosen Jugendgruppen. Diese sind aber auch nicht als echte „Jugendbewegung“, sondern als Zusammenschlüsse ohne tiefere Bedeutung zu werten. Ihre volle Auswirkung hatte die „bündische Idee“ nur in einigen wenigen Bünden erhalten, wie z.B. im „Grauen Corps“, „Nerother Wandervogel“ oder in der „dj.1.11“.
Die „Idee“ der Bündischen Jugend
Die von Karl Fischer um 1900 gegründete Jugendbewegung entstand aus der Sehnsucht der Jugend, sich von den bürgerlichen Plattheiten des wilhelminischen Staates zu lösen und beim Wandern in der Natur innerhalb der Gemeinschaft der Jugend ein wirkliches Erlebnis zu finden. Das wesentlichste Element in der bündischen Erziehung ist aber ein Grundsatz, für den man das Wort prägte: „Der Bund ist das Schicksal für den, den es ergriff.“
Was ist nun bündisch?
Eine klare Antwort lässt sich darauf nicht geben, da die Führer der Bündischen Jugend sich stets entschieden dagegen gewehrt hatten, das Wesen der Bünde allgemeinverständlich zu deuten. So hatten die Jungen das befriedigende Gefühl eine eigene Weltanschauung zu besitzen, ohne zu merken, dass alles unklar blieb. So blieb die Bündische Jugend in einer falsch verstandenen und lächerlichen Romantik hängen. Alle Lebensäußerungen wirkten unecht und aufgesetzt.
Ackermeier dazu: „Abseits von ihrem ausgeprägten Lebensgefühl fehlte es der Bündischen Jugend als Gruppe der Konservativen Revolution – ebenso wie der Landvolkbewegung – dennoch nicht nur an einer kohärenten Weltanschauung, sondern auch an einer Theorie. Allerdings haben einige Denker, die aus der Jugendbewegung hervorgegangen sind, so etwas wie eine „Lehre vom Bund“ geschaffen. Der bekannteste war ohne Zweifel Hans Blüher. Ganz im Zentrum seiner Überlegungen stand der „Männerbund“, dessen staatenbildende Funktion zuerst der Völkerkundler Heinrich Schurtz entdeckt hatte. Blüher nahm dessen These auf und schlug eine Brücke zwischen den frühen Erscheinungsformen des Männerbundes – in den archaischen Gesellschaften, im spartanischen Kosmos, bei den Ritterorden des Mittelalters oder dem Offizierskorps der preußischen Armee – und der neuen Jugendbewegung.“
Die Idee vom Männerbund und dem Jugendstaat führte schnell zur Homosexualität. Die Homosexualität wurde, nachdem sie sich aus der geistigen Entwicklung der Bünde als logische Folgerung ergeben hatte, als notwendige Ergänzung angesehen; dass der Bund Schicksal sei und für den Bundesangehörigen alles bedeuten sollte, nunmehr auch auf sexuellem Gebiet. Man machte damit aus der Homosexualität eine programmatische Forderung und erhob sie philosophisch begründet und ideologisch umkleidet zur weltanschaulichen These. Das Unnatürliche wurde damit zur Idee.
Ein Bündischer nach seiner Verhaftung wegen Stricherunwesens.
Blüher, der „Philosoph der Bündischen Jugend“, erklärte: „Der wirkliche Bund muss auf homosexueller Grundlage gegründet sein“. Nur dann könne er dem Jungen alles bedeuten und ersetzen. Nur dann könne er ihn hindern sich einem bedeutenden und einflussreichen Faktor, nämlich der Frau, zuwenden, die ihn vielleicht vom Bund abziehen könnte und damit die Bindung an den Bund aufheben würde. Als Prophet und Apostel der Bündischen Jugend hat Hans Blüher, den man wohl als Klassiker der Jugendverderbnis ansprechen kann, überdies ein Buch unter dem bezeichnenden Titel „Die Wandervogel-Bewegung als erotisches Phänomen“ verfasst.
Blüher prägte das Wort, dass die Familie zwar die Keimzelle des Volkes, aber der Männerbund auf homosexueller Grundlage die Keimzelle des Staates sei. Nach Ansicht der Bündischen Jugend ist danach der homosexuelle Mann der wertvollere im politischen Sinne. Also ein Mann, der die Frau ablehnt, ausschließlich der Idee und dem Bund verpflichtet ist. Denn nur der Bund umfasse den heroischen und idealen Menschen. Die Homosexualität ist für sie also das Erstrebenswert-Gute.
Ebenfalls Jan Ackermeier hat in der sechsten Ausgabe der den Identitären nahestehenden Zeitschrift „Info-Direkt“, einen Artikel unter dem Titel „National und Revolutionär“ veröffentlicht. Dort schreibt Ackermeier über den Nationalrevolutionären Ernst Niekisch: „Niekisch verdeutlichte 1925 als Chefredakteur der sozialdemokratischen Zeitschrift „Firn“ den damals wie heute aktuellen Zusammenhang zwischen der Schutzgemeinschaft des Staates und den sozialen Interessen der Arbeiterschaft.“
Und weiter:
„Eng verbunden mit dem Konzept der Nationalrevolutionären um Ernst Niekisch, aber auch Karl Otto Paetel, ist das auch heute noch wirkmächtige Konzept der sogenannten ‘Querfront’.“
Diese angeblich wirkmächtigen Ideen, die da so bewundert werden, sind in Wahrheit Bolschewismus und Russophilie. Niekisch war einer jener Ostideologen, die über das gemeinsame Schicksal Russlands, Deutschlands, Polens, der Baltischen Staaten die merkwürdigsten Kombinationen staatlicher Vereinheitlichung und Zusammenarbeit anstellten und anstellen. Für sie ist der Staat nicht für das Volk, sondern das Volk rein als Masse für den Staat da. Vorbild ist für sie Sowjetrussland, das mit seiner Staatsallmacht preußischer als Preußen geworden sei.
Niekisch bewunderte den Bolschewismus weil mit der Setzung einer Staatsidee, die nur Pflichten ihr gegenüber kennt, Russland die wahre Verkörperung des Preußentums geworden sei. In Petersburg verkörpere sich der Geist von Potsdam am Reinsten:
„Es gehört zu den merkwürdigsten Erscheinungen, dass die Ausstrahlungen des Geistes von Potsdam in Russland noch zeugekräftig waren, als dieser Geist auf deutschem Boden selbst im Verröcheln war. Denn das war der Sinn der bolschewistischen Revolution: in der äußersten Todesnot griff Russland zu der Idee von Potsdam, steigerte sie bis in ihr äußerstes Extrem, bis ins Maßlose fast, und schuf jenen Kriegerstaat, der sogar den Alltag unter die Regel des Feldlagers zwingt, dessen Bürger zu hungern weiß, wenn er kämpfen muss, dessen sämtliche Lebensäußerungen bis zum Bersten von Wehrwillen geladen sind.“ („Politik des deutschen Widerstandes. Was will die Widerstandsbewegung?“, Widerstandsverlag, Berlin 1931.)
Deshalb forderte Niekisch und sein Kreis ein entschlossenes Zusammengehen mit Sowjetrussland. Es ist nahezu selbstverständlich, dass damit die Anerkennung einer biologisch-abstammungsmäßigen Grundlage des Staates fallen muss:
„Die Vorform des deutsch-russischen, germanisch-slawischen Blockes ist Preußen gewesen. Das Bismarckreich hatte Preußen auf europäische Größenverhältnisse gebracht, jenes Machtgebilde wäre ein Preußen im Weltmaßstabe. Preußen war aus germanisch-slawischer Mischung entstanden, was für die Entstehung Preußens das germanische Element war, wäre für diesen Block die Eingliederung Deutschlands insgesamt. Wo germanisches Blut sich mit slawischem mengt, da entsteht echter Staat […]“
Und weiter:
„Erst die Form preußischer Willenszucht, in den gewaltigen germanisch-slawischen Block eingesenkt, verliehe diesem die stählerne Geschmeidigkeit, deren es bedarf, um dem Umkreis der römischen Willensschulung mit ihrem langen Atem gewachsen zu sein. Sein ordensmäßiger Daseinsstil klänge zusammen mit dem Herrschaftsstil Russlands: Ordensgeist rüstet sich vom Ural bis an die Elbe, um den Geist des Demokratismus über den Rhein und die Alpen zurückzujagen.“ („Entscheidung“, Widerstandsverlag, Berlin 1930.)
Für Ernst Niekisch ist das Volk Masse, Führungspersönlichkeiten gibt es nur in einer dünnen geistigen und politischen Oberschicht. Unter Führung dieser geistigen Herrenschicht werden, wenn nötig mit Gewalt, die Staatsnotwendigkeiten durchgesetzt. Jede Freiheit der Persönlichkeit und des Volkswillens im Staate ist nach der dortigen Meinung aufzuheben.
Niekisch dazu:
„Der deutsche protestantische Mensch weiß, dass sich deutsche Politik nicht von selbst macht, dass die Stimme des Volkes – man denke an 1848 – vor dem Anspruch deutscher Politik in der Regel Phrase wird, dass die räumliche Mittellage Deutschlands ein Höchstmaß an Zwang, an ‘Kaserne’ an ‘Selbstverzicht’, an ‘Unnatur’ fordert. Dass deutsche Politik zwangsläufig gegen die Neigungen und die natürlichen Instinkte des ‘Volkes’ verstoßen muss. Ein echter deutscher Politiker wird nie populär sein […]“ („Hitler ein deutsches Verhängnis“, Widerstandsverlag, Berlin 1932.)
Es wäre besser gewesen die Konservative Revolution, diese Irrlichter, in der Mottenkiste der Geschichte zu belassen. Die „Konservativen Revolutionäre“ konnten den Deutschen schon im letzten Jahrhundert nichts sagen und heute noch viel weniger. Warum sich Burschenschafter und Identitäre mit diesem verquasten Unsinn befassen, ihn gar noch bewerben, vermögen wir nicht abschließend zu beurteilen. Sie werden aber immer unseren Widerspruch finden!