Nachstehend stellen wir unseren Lesern eine Übersetzung einer Konfrontation zwischen Guillaume Faye und Alain de Benoist samt einleitender Worte zur Verfügung. Wir haben uns bereits hier mit einem Vordenker der Identitären Bewegung beschäftigt. Wir wollen unsere Leser weiter in die Gedankenwelt der Identitären Vordenker einführen, da vieles, was Hoffnung verspricht, sich beim näheren Hinsehen als Enttäuschung entpuppt.
Die beiden Diskutanten gelten als Vordenker der Identitären Bewegung bzw. einer sogenannten „Neuen Rechten“. Alain de Benoist gerade im deutschen Kulturraum viel mehr. Wiewohl die Phrasen und die Phraseologie von Benoist nicht nur in der Gegenüberstellung zu Faye unerträglich wirken.
Guillaume Faye publizierte im Jahre 2007 ein Buch mit dem Titel „La Nouvelle question juive“ (Die neue jüdische Frage). In diesem schrieb er, er habe „niemals so richtig begriffen“, was die Geschichtsrevisionisten sagen. Der Revisionismus sei ein „politischer Irrtum“. Seiner Meinung nach ist der Kampf der Revisionisten nicht nur einseitig auf die Vergangenheit fixiert, sondern auch „vollkommen nutzlos, ineffizient und kontraproduktiv“. Er hält den Revisionisten vor, „überflüssige Theorien und Meinungen“ zu vertreten, die „nichts als Scherereien einbringen“. Da er außerdem die Hauptbedrohung in der „mohammedanischen Überfremdung“ Europas sieht und eine Allianz mit Israel und den Zionisten empfahl, wurde Faye verschiedentlich hart kritisiert.
Alain de Benoist gilt als der Vordenker der Identitären Bewegung. Dies erklärt unter anderem auch, dass in der Frage der „Überfremdung durch Ausländer“, die Identitären Benoist folgen und die Politik der Herrschenden präferieren, also:
- Die Etablierung einer sogenannten „Leitkultur“,
- Die Integration der Fremden,
- Die Abschiebung der Fremden, die ihre volklichen Eigenart bewahren möchten und
- Den Kampf gegen den Islam.
Nun geben wir unsere Übersetzung des angesprochenen Artikels wieder.
Der Streit über Multikulturalismus zwischen Alain de Benoist und Guillaume Faye
Der Aufsatz von Guillaume Faye und das Gespräch mit Alain de Benoist sollten für unsere Leser von Interesse sein. Stellvertretend für die alternativen rassischen und gemeinschaftsbezogenen Flügel der europäischen Neuen Rechten sind die Standpunkte, die Faye und Benoist in diesen zwei Teilen vertreten, bildhaft nicht nur in Bezug auf die gegensätzlichen Strategien, die zur Zeit die Reihen der europäischen Nationalisten in ihrem Kampf in den Bereichen Pluralismus, Kulturalismus und Globalismus spalten. Sondern sie reflektieren auch die Probleme, die der antiliberalen Politik des weißen rassischen Überlebens innewohnen.
Als Teil der jüngsten Auseinandersetzung um Jacques Chiracs Entscheidung, das moslemische Kopftuch aus Frankreichs öffentlichen Schulen zu verbannen, erschienen diese Arbeiten zunächst in der „Terre et Peuple“, einer der vielen Abspaltungen von Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne (GRECE).
1968 gegründet, glauben die antiliberalen Nationalisten, die sich selbst als Grécisten sehen, dass das US-zentrierte System, das Europa 1945 aufgezwungen wurde – mit ihrer sozialen Praxis der Vermischung und dem kapitalistischen „Totalitarismus seines homo dollaris uniformis“ – nie gestürzt werden könne, solange seine Gegner sich auf die diskreditierte politische Hinterlassenschaft von Vichy, konservativem Katholizismus, Monarchismus oder Neofaschismus berufen, Strömungen, von denen keine auch nur den geringsten Einfluss auf die Nachkriegszeit ausüben konnte. Indem sie sich einer Seite des Regiebuchs der Linken bedienten, ließen die jungen Gründer von GRECE diese frühen Formen des Antiliberalismus zugunsten eines Gramsci der Rechten hinter sich, der darauf zielte, das liberale System metapolitisch auf der Ebene von Kultur und Glaube umzustürzen.
Angesichts der egalitären Grundlagen der antinationalistischen Weltauffassung des Liberalismus suchten die „biologischen Realisten“ der frühen GRECE an die Öffentlichkeit zu bringen, was die zeitgenössische Wissenschaft über solche Ansprüche zu sagen hatte. Ihre antiegalitäre Metapolitik scheiterte jedoch darin, den herrschenden Diskurs zu beeinflussen, der nicht die kleinste Abweichung von seinem Grunddogma zuließ. Als sich dies herausstellte, begannen die Grécisten ihre kulturelle Strategie und das Bedürfnis nach einer weniger gegensätzlichen Annäherung zu überdenken. Als sie das taten, drängten sie allmählich ihren biologischen Realismus zurück und verließen ihn zugunsten eines „Ethnopluralismus“, im Bemühen, Europas rassische Eigenart im Namen kultureller Verschiedenartigkeit zu rechtfertigen. Dieser neuen Strategie lag die Annahme zugrunde, dass der Ethnopluralismus, dessen Prinzip der Selbstbestimmung in der Entkolonialisierung und in den antiimperialistischen Bewegungen der vergangenen Jahrzehnte in den Vordergrund getreten war, dazu benützt werden konnte, die rassische/kulturelle Integrität der europäischen Völker zu verteidigen (denn wenn die Völker der Dritten Welt das Recht auf Selbstbestimmung hätten, so nahm man an, gelte dies auf für die Europäer).
Die ethnopluralistische Wendung von GRECE drückte sich in zwei Schlagworten aus: die Sache der Völker und das Recht auf Verschiedenheit, die beinhalten, dass die Menschheit nur solange gesund bleiben kann, als die kulturelle Verschiedenheit vor den gleichmacherischen Kräften des Weltmarktes bewahrt (Recht auf Verschiedenheit) und jedem Volk erlaubt wird, seine besondere kulturelle Identität zu bewahren (Sache der Völker). Als dann diese Ideen in die größeren nationalen Bewegungen eindrangen, begannen Le Pen, Haider, Fini und zahlreiche parlamentarische Parteien und Gruppierungen quer über den Kontinent sich dieser Ideen in der einen oder anderen Weise zu bedienen, um ihre Verteidigung des biokulturellen Erbes von Europa zu rechtfertigen. Der Erfolg dieser Schlagworte erweckt nun den Eindruck, dass es klüger war, das rassische Überleben der Europäer auf der Basis der Zustimmung als auf der der Auseinandersetzung zu gründen, da durch die Benützung von Schlagworten, die sich mit liberalen Ansichten decken – auch wenn sie liberalen Zielen zuwiderliefen – antiliberale Nationalisten imstande wären, den herrschen Diskurs umzukehren.
Diese „Strategie der Überzeugung“ erwies sich jedoch als zu schlau für die eigenen Absichten von GRECE, da sich im Lauf der Verteidigung menschlicher Vielfalt Europa zuliebe ein Wandel in der kulturellen Politik ergab, als sich der Ethnopluralismus in etwas anderes als die beabsichtigte „List“ entwickelte. Er wurde schließlich zum Brennpunkt der Metapolitik und bereitete der späteren Umarmung des Multikulturalismus, der Dritte-Welt-Einwanderung und der amerikanischen kommunitaristischen Prinzipien von rassisch balkanisierten Gesellschaften den Weg. Anstatt damals einen Schnitt in der antieuropäischen Politik der Nachkriegsordnung zu vollziehen, endete der Ethnopluralismus von GRECE in der Wiederholung des Geschwätzes von Diversität, da ihm der liberale Glaube von der Gleichwertigkeit aller Völker zugrunde liegt.
Das führt uns zu Guillaume Faye. Mit einer starken Feder wie sein früherer Gefährte greift er nun De Benoist’s Behauptung an, dass die Dritte-Welt-Immigration ein unleugbarer und damit unkontrollierbarer Aspekt der europäischen Existenz geworden sei und dass man damit umgehen müsse, indem man sie als solche anerkenne. Wie eine Anzahl prominenter früher Ex-Grécisten (wie Robert Steuckers, Pierre Vial, Pierre Krebs usw.) schreibt, spricht und agitiert Faye weiterhin nicht bloß zur Verteidigung von Europas kulturellem und gemeinsamem Erbe, sondern seiner herkömmlichen rassischen Homogenität seiner Länder. Deshalb weist er jeden Kompromiss mit der liberalen Gleichmacherei zurück und richtet sich gegen den „differenzialistischen“ Diskurs von GRECE aus. In der Annahme, dass die liberalen Forderungen die Politik des Ethnopluralismus untermauern, behauptet Faye, dass GRECE zunehmend mit den herrschenden Eliten, deren eigene Variante von Ethnopluralismus die anhaltende Ent-Europäisierung rechtfertigen, die mit offenen Grenzen und Freihandel einhergeht.
In den folgenden Artikeln, die Benoists Kommunitarismus und Fayes rassischen Nationalismus widerspiegeln, kreuzen die beiden bekanntesten antiliberalen Gegner der neuen europäischen Klasse über ihre einst gemeinsame Gegnerschaft zur kastrierten Weltordnung des Liberalismus die Klingen.
Ein Gespräch mit Alain de Benoist
Aus: „Terre et Peuple“ 18 (Wintersonnenwende 2003)
Terre et Peuple:
Der gegenwärtige Streit [darüber, ob weiblichen Muslimen erlaubt wird, im Klassenzimmer einen Schleier zu tragen] hat die Frage des Kommunitarismus wiederbelebt. In zahllosen, über die Jahre veröffentlichten Büchern und Artikeln, insbesondere in den Spalten von Elèments [die populäre viermonatliche Rundschau von GRECE], sind Sie regelmäßig Ihrer Leserschaft entgegengetreten. Ich möchte dieses Gespräch damit beginnen, dass ich Sie frage, ob es in den Jahren [seit dem Ende des Kalten Krieges, als Sie zuletzt eine öffentliche Stellungnahme zu diesem Thema abgaben] grundlegende Veränderungen gegeben hat, und, im Gegensatz, ob die Identitäre Bewegung heutzutage nicht eine bessere Ausgangslage hat, um diese störende, aber entscheidende Auseinandersetzung anzusprechen.
Alain de Benoist:
Ich habe immer eine gegensätzliche Stellung zu denjenigen bezogen, die die meinige nicht kennen oder verstehen. Aber ich gebe zu, ich habe einige dadurch vor den Kopf gestoßen, indem ich gesagt habe, dass die Immigration ein Faktum sei, nicht länger eine Möglichkeit, und dass derjenige, der an einer Schlacht teilnimmt, auf ihrem bezeichneten Platz kämpfen müsse, nicht auf einem Feld, auf dem wir es zu kämpfen vorziehen würden…
Was ist in den letzten 14 Jahren geschehen? Die krankhaften sozialen Missstände, hervorgerufen durch eine massive, unkontrollierte Immigration, sind unbestreitbar schlechter geworden. Diese Krankheitsbilder haben für Millionen von Menschen, die für diese Schwierigkeiten kein wahrscheinliches Endes sehen, das Leben schlechter gemacht. Eine Konsequenz daraus wurde eine bestimmte Änderung der Perspektive. Die tröstliche Idee einer zukünftigen Reconquista [in der die Europäer auf militärischem Wege die Länder, die sie an die Dritte-Welt-Immigranten verloren haben, wiedererlangen] wird nicht länger in Erwägung gezogen, außer von einer Handvoll Geister, die keine Ahnung darüber haben, in welcher Welt sie leben. Zur selben Zeit schlägt niemand (vielleicht mit Ausnahme der Geschäftswelt) eine weitere Öffnung unserer Grenzen vor – was auf jeden Fall nichts mehr stoppt oder garantiert. Wenn die Frage des Kopftuches eine derart hitzige Auseinandersetzung hervorgerufen hat, so nur deswegen, weil es der politischen Klasse einen zweckmäßigen Weg anbietet, mit einem Problem umzugehen, dem sie sich zu widmen geweigert hat. Aber auf welche Weise auch immer dieser Disput aufgeworfen wird, findet er wahrscheinlich kein Ende. Für meinen Teil hat sich die Stellung nicht geändert, die ich zu der Frage in „Le Monde“ 1989 bezogen habe, als es noch möglich war [für Frankreichs allgemein erhältliche Zeitungen] zu schreiben.
Sie liegen indessen richtig, wenn Sie die Frage als entscheidend bewerten. Aber weil es sich so verhält, ist es nötig, sie nicht mit Schlagworten oder Fantasien abzutun. Damit es wahr wird, dass die Identitäre Bewegung reifer ist, müsste sie aufhören, Erscheinung mit Wahrheit zu verwechseln und ethnischen Umständen zuzuschreiben, was Karl Marx ökonomischen Faktoren zugeschrieben hat. Darüber hinaus hätte es die Bewegung nötig, die Vorstellung von Identität zu überdenken und anzuerkennen, dass es sich dabei nicht um eine ewige Essenz handelt, die es ihren Trägern ermöglicht, eine Veränderung zu vermeiden, sondern eher um eine beschreibende Substanz, die ihnen auch im Wandel ermöglicht ihr Selbst zu bewahren.
T & P:
Das kommunitarische Phänomen umfasst viele verschiedene Realitäten (oder zumindest deren Erscheinung): von nichteuropäischen Immigranten gebildete Gemeinschaften, auf religiöser Zugehörigkeit, auf sexueller Ausrichtung aufgebaute Gemeinschaften, oder regionale Identitäten, von denen alle nun eine Wiederbelebung erfahren. Aber sind diese Gemeinschaften von vergleichbarem Wert? Ist es für einen Kommunitaristen notwendig, jede Gemeinschaft im Namen des Rechtes auf Verschiedenheit zu rechtfertigen?
Alain de Benoist:
Beginnen wir damit, die Begriffe zu klären. Zuerst gibt es die Idee der Gemeinschaft, den Ferdinand Tönnies als Gegensatz zu seinem Konzept der Gesellschaft entwickelt hat. Im Unterschied zu den mechanischen [oder funktionalen] Beziehungen einer Gesellschaft, in der die soziale Organisation auf Individualität und individuellen Interessen beruht, beschreibt Gemeinschaft eine Art der organischen sociality. In den Begriffen von Max Weber ist diese Vorstellung ein Idealtypus, da jede Art von Kollektivismus, zu verschiedenen Anteilen natürlich, über Anteile verfügt, die sowohl für Gemeinschaft und Gesellschaft typisch sind. Auf der Grundlage von Tönnies’ Werk, aber unter Bezug auf Aristoteles, hat sich eine Schule des Gedankens des Kommunitarismus entwickelt, dessen herausragende Vertreter Alasdair McIntyre, Charles Taylor und Michael Sandal sind. Diese Schule stellt insofern den fiktiven Charakter der liberalen Anthropologie heraus, als der Liberalismus ein atomisiertes Individuum aufstellt, das im Vorhinein zu seinem Zweck, das heißt als Individuum, dessen rationale Entscheidungen und Verhalten außerhalb eines besonderen soziohistorischen Zusammenhanges hervorgebracht und motiviert sind. Für den Kommunitarier ist es [im Gegensatz, die überindividuellen Kräfte von größeren sozialen oder gemeinschaftlichen Bindungen] dieser, der das Individuum ausmacht und antreibt. Identität ist daher das, was wir wählen, bevor wir auch nur erkennen, wer wir sind, sie ist der ererbte Rahmen, der das Gesichtsfeld unserer geteilten Werte absteckt und verleiht den Dingen unserer Welt eine Bedeutung. Als besonderer moralischer Wert geht demnach die Identität irgendeinem universellen Begriff von Gerechtigkeit voraus, – obwohl die Liberalen glauben, dass so ein Begriff über jeder einzelnen Sicht des Guten stehen sollte.
Kommunitarismus antwortet damit auf die Auflösung organischer Bindungen durch den Liberalismus und die Krise des Nationalstaates, die er hervorruft, da ja die liberale Gesellschaft nicht länger imstande ist, nachhaltige Formen des Zusammenlebens hervorzubringen. Als Reaktion suchen Gemeinschaften aller Art, ob vererbte oder gewählte, sich im öffentlichen Leben zu behaupten und aus der privaten, individualistischen Sphäre auszubrechen, auf die der Liberalismus sie zu beschränken suchte…
T & P:
Führt die systematische Rechtfertigung von Verschiedenartigkeit nicht in eine Sackgasse? Ist es nicht so, dass bestimmte Gemeinschaften Verschiedenheiten zurückweisen oder ihren Willen anderen aufzuzwingen suchen, wenn sie einmal das Übergewicht bekommen?
Alain de Benoist:
Die Anerkennung von Ungleichartigkeit ist nicht notwendigerweise himmlisch in ihren Auswirkungen. Sie beseitigt auch keinen Konflikt. Das Recht auf Verschiedenartigkeit oder auf eine Identität ist mehr wie das Recht auf Freiheit: Sein Missbrauch bringt nur die Anwendung in Misskredit, nicht aber sein Prinzip. In diesem Sinne widerspreche ich [der feministischen Philosophin] Élisabeth Badinter, die in der Rechtfertigung „des Rechts auf Indifferenz“ davon ausgeht, dass wir jedesmal, wenn wir „unsere Unterschiede auf Kosten unserer gemeinsamen Bindungen“ hervorheben, „Konflikte schaffen“. Gemeinsame Identitäten können tatsächlich genau so konfliktreich sein wie Unterschiedlichkeiten: Denken Sie an die „mimetische Rivalität“, die [der Literaturgelehrte und Anthropologe] René Girard analysiert hat. Eine Anerkennung der Verschiedenartigkeit schafft das Bedürfnis nach einem Grundstock an Gesetzen – der dafür allerdings die Voraussetzung ist – nicht aus der Welt, noch ist sie notwendigerweise unvereinbar mit den Vorstellungen über Staatsbürgerschaft oder dem allgemeinem Interesse. Die Pflicht des Staates ist es, die öffentliche Ordnung sicherzustellen, nicht aber zu Hass aufzuhetzen. Auf gleiche Weise verlangt eine Politik, die Unterschiede anerkennt, nach Gegenseitigkeit. Derjenige, der mich zu seinem Feind ernennt, wird zu meinem Feind. Jeder, der sich für seine Verschiedenartigkeit einsetzt und meine bestreitet, stellt die Allgemeingültigkeit dieses Prinzips in Frage. Daher ist es nötig eine Bedingung zu schaffen, in der unsere gegenseitigen Unterschiede anerkannt werden, was nicht möglich ist, wenn einmal Immigration, Islam, Fundamentalismus und Terrorismus in einen Topf geworfen werden.
Mit Rücksicht auf das „Recht auf Unterschied“ [la droit à différence] ist es notwendig, auf gewisse zweideutige Formulierungen zu verzichten. Vorab ist es eine Frage des Rechts, nicht einer Verpflichtung. In der Anerkennung der Verschiedenartigkeit schaffen wir die Möglichkeit, nach den Zuordnungen zu leben, die wir als grundlegend ansehen, nicht um uns selbst in diesen einzuschließen oder sie auf Abstand zu halten. Darüber hinaus ist Verschiedenartigkeit kein Absolutum. Gibt es sie nur in Beziehung zu anderen Verschiedenheiten, da wir uns nur vis-à-vis von denen unterscheiden, die anders sind. Dasselbe gilt für Identität: noch mehr als ein Individuum hat eine Gruppe nicht eine einzige Identität. Jede Identität ist in Beziehung zu einer anderen begründet. Das betrifft auch die Kultur: Da sie ihre eigene Bedeutungswelt erschafft, tut sie dies nichtsdestoweniger in Beziehung zu anderen Kulturen. Verschiedene Kulturen sind nicht unvergleichbare Gattungen, nur verschiedene Modalitäten der menschlichen Natur. Verwechseln wir nicht das Universelle mit dem Universalismus.
T & P:
Ist Ihrer Meinung nach Kommunitarismus eine wirksame Antwort auf das Problem, das durch die Einführung von Millionen Nicht-Europäer nach Europa erzeugt wurde? Ist Gemeinschaft nicht in der Tat wichtig, weil sie eine Eigenschaft eines besonderen Raumes und einer besonderen Zeit darstellt? Zum Beispiel gibt es Gemeinschaften, die eher mehr als weniger dynamisch sind, insbesondere in Form der Geburtenziffer. Im Falle des Scheiterns der Integration von Nicht-Europäern, der Utopie einer Reconquista, und eines Kommunitarismus, der die demographische Zeitbombe verhüllt, ist das nicht genug, um jemanden pessimistisch zu stimmen?
Alain de Benoist:
Lassen Sie mich zuerst sagen, dass immer, wenn die Menschen es verabsäumen, Lösungen für ihre Probleme zu finden, die Geschichte eine für sie findet. Zum zweiten bleibt Geschichte immer offen (was nicht heißt, dass alles möglich wäre). Schlussendlich sollte es nicht überraschen, dass man zum Pessimismus verdammt ist, wenn man ein Problem in einer Weise darstellt, die keine Lösung offen lässt. Heutzutage gibt es in Europa 52,2 Millionen [sic!] Muslime (25 in Russland und 13,5 in Westeuropa), von denen eine Mehrheit europäischer Abstammung ist. [Anmerkung: Diese Aussage ist für uns nicht glaubhaft.] Der Rest, soweit ich weiß, ist weder schwarz noch asiatisch. Wenn die Europäer weniger demographisch dynamisch (geburtenfreudig) sind, so ist es nicht die Schuld derjenigen, die es sind. Wenn sie ihre eigene Identität nicht mehr kennen, ist dies wiederum nicht die Schuld derer, die ihre kennen. Angesichts von Völkern mit starken Identitäten könnten diejenigen, denen eine solche Identität abgeht, darüber nachdenken, warum sie ihre eigene verloren haben. Zu diesem Zweck könnten sie ihren Blick auf die weltweite Verbreitung der Werte des Marktes oder die Eigenart des westlichen Nihilismus richten. In einem Zeitalter allgemeiner Enträumlichung könnte es nützlich sein, von Identität in einer Art und Weise zu denken, die nicht länger vom Schauplatz abhängt. Für meinen Teil messe ich mehr Bedeutung dem zu, was Menschen tun, als dem, was sie zu sein annehmen…
Die Sache der Völker?
von Guillaume Faye
Aus: „Terre et Peuple“ 18 (Wintersonnenwende 2003)
Die Sache der Völker [„cause de peuples“ von GRECE] ist ein mehrdeutiges Schlagwort. Es wurde ursprünglich in einem polytheistischen Geist geprägt, um die ethnokulturelle Heterogenität zu verteidigen. Aber es wurde seitdem von den Gleichmachern und Menschenrechtsideologien in Anspruch genommen, welche, während sie eine utopische Weltordnung in Regenbogenfarben preisen, die Europäer zu beschuldigen suchen, dass sie die Dritte Welt „ungerecht behandelt“ hätten.
Scheitern einer Strategie
Als die Identitären (nach dem Muster von GRECE) die Sache der Völker in den frühen 1980er Jahren aufnahmen, geschah dies im Namen des Ethnopluralismus. Diese „Sache“ war jedoch wenig mehr als ein rhetorischer Trick, um das Recht der europäischen Völker zu rechtfertigen, ihre Identität im Angesicht eines Weltsystems, das jedermann zum Amerikaner machen wollte, zu erhalten. Man hoffte, dass die Europäer, wie die Völker der Dritten Welt, das Recht auf ihre Verschiedenartigkeiten [la droit à la différence] erhalten würden, um den Kräften der Kulturzerstörung zu widerstehen, – und dies auch tun würden, ohne die Anschuldigung des Rassismus zu erleiden. Das Schlagwort als solches setzte voraus, dass jedes Volk, sogar Europäer, ein solches Recht besäßen. Aber kaum war dieses Argument vorgebracht, begann schon der Kosmopolit P.-A. Taguieff [ein führender akademischer Schreiber über die äußerste Rechte] darauf als „differentialistischer Rassismus“ (in dem eher der kulturelle Unterschied denn die Hautfarbe zum Kriterium für den Ausschluß wurde) Bezug zu nehmen.
In der Rückschau erscheint die Strategie der Neuen Rechten gänzlich gekünstelt, da die Sache der Völker (la cause des peuples), das Recht auf Verschiedenheit (la droit à la différence) und „Ethnopluralismus“, seitdem allesamt gegen die Identitären gewendet wurden. Darüber hinaus ist sie bedeutungslos gegenüber Europas gegenwärtigem Zustand, bedroht, wie er ist, von einer massiven nicht-europäischen Invasion und einem eroberndem Islam, dem die ethnomasochistischen Eliten Vorschub leisten.
Vereinnahmt durch die herrschende Ideologie, gegen die Identitären gewendet, und die gegenwärtigen Belange berührend, ist die ethnopluralistische Strategie von GRECE ein metapolitisches Desaster. Sie hält auch an dem alten marxistischen und christlich-linken Vorurteil über die europäische „Ausbeutung“ der Dritten Welt fest. Wie [der französische Afrikanist] Bernard Lugan in Bezug auf Schwarzafrika gezeigt hat, beruht dieses Vorurteil auf wenig mehr als ökonomischer Unkenntnis. Die „cause de peuples“ ist nichtsdestoweniger mit einem christenähnlichen Altruismus verknüpft, der unsere Zivilisation dämonisiert, sie beschuldigt, alle anderen zerstört zu haben, und sie tut dies gerade zu einem Zeitpunkt, als sich diese anderen gerade eifrig an die Zerstörung unserer Zivilisation machen.
Das „Recht auf Verschiedenartigkeit“… Was für ein Recht? Haben wir nicht genug gehabt von diesem Heulen der Kantianer [über abstrakte Rechte]? Es gibt nur eine Fähigkeit, verschiedenartig zu sein. Im Ausleseprozeß der Geschichte und des Lebens muss es jeder auf seine Weise schaffen. Da gibt es keine gütigen Beschützer. Darüber hinaus ist dieses Recht jedem vorbehalten außer den Europäern, die [im Namen von Multikulturalismus und anderer kosmopolitischer Mode] aufgefordert werden, ihre eigene biologische und kulturelle Identität aufzugeben.
Dieses Schlagwort birgt eine weitere Gefahr: Es droht zu einer Doktrin zu verkommen – einem völkischen Kommunitarismus –, der die Existenz nicht-europäischer Enklaven in unseren eigenen Heimatländern billigt. Da in dem Europa, das es voraussieht, Gemeinschaften von Fremden, im besonderen muslimischen, aus offensichtlichen demographischen Gründen eine immer größere Rolle in unserem Leben spielen werden. Dieser Angriff auf unsere Identität wird von sophistischen Argumenten begleitet, die die „Fantasie“ einer [möglichen weißen] „Reconquista“ verspotten. In diesem Sinne sagt man uns, dass wir zurechtkommen werden müssen [mit einem multirassischen Europa]. Aber ich für meinen Teil weigere mich damit zurechtzukommen. Und ich bin auch nicht bereit, mich vor einer angeblichen historischen Zwangsläufigkeit [die darauf abzielt, Europa in eine Dritte-Welt-Kolonie zu verwandeln] zurückzuziehen.
Leben ist ewiger Kampf
Die „Sache der Völker“ ist nun Teil der Menschenrechts-Bibel geworden. Im Gegensatz scheint die neo-darwinistische These von Konflikt und Wettbewerb, die davon ausgeht, dass nur die Fähigsten überleben, unseren Herzblut-Kommunitariern als Überbleibsel von Barbarei – auch wenn sich dieses Überbleibsel in Übereinstimmung mit den organischen Gesetzen des Lebens befindet. Indem diese These die Kräfte von Selektion und Wettbewerb anerkennt, ist sie alleine imstande, die Vielfalt der unterschiedlichen Formen des Lebens zu gewährleisten.
Die „Sache der Völker“ ist kollektivistisch, homogenisierend und egalitär, während der „Kampf der Völker“ subjektivistisch und vielgestaltig ist, in Übereinstimmung mit den entropischen Kräften des Lebens. In diesem Sinne sind nur Nationalismus und der aufeinander prallende Wille zur Macht imstande, das lebensbejahende Prinzip der Subjektivität aufrecht zu erhalten. Unter der egalitären Annahme, dass jedes Volk ein „Recht zu leben“ hat, zieht es cause de peuples vor, die offensichtliche historische Realität zugunsten eines Objektivismus, der die Völker der Welt in Schaustücke, passend für ein Museum, verwandeln möchte, zu ignorieren. Damit impliziert sie die Gleichwertigkeit aller Völker und Zivilisationen.
Diese Art von Gleichmacherei nimmt zwei grundlegende Formen an: Die Eine drückt sich in einer homogenisierenden Vorstellung darüber aus, was es bedeute, menschlich zu sein (die „menschliche Rasse“), die Andere bemüht sich, Völker und Kulturen in einer Weise zu erhalten, wie es ein Kurator tun würde. Beide Formen weigern sich anzuerkennen, dass Völker und Zivilisationen qualitativ unterschiedlich sind. Daher stammt die absurde Idee, man müsse gefährdete Völker und Zivilisationen (zumindest wenn sie in der Dritten Welt sind) auf dieselbe Weise retten, wie man gefährdete Robben retten möchten. Der stürmische Selektionsprozess der Geschichte hat aber keinen Platz für Konservierung, – sondern nur für konkurrierende Subjektivitäten. In ihrem Gericht sind Heilslehren einfach nicht zugelassen.
Die „Sache der Völker“ nimmt ebenfalls eine zugrundeliegende Solidarität zwischen den Völkern Europas und denen der Dritten Welt an. Wiederum ist dies nichts als eine zweifelhaftes ideologisches Konstrukt, das die Grécisten in den frühen Achtzigerjahren erfunden haben, um der Beschuldigung des Rassismus zu entgehen. Mir steht nicht der Platz zur Verfügung, um den Mythos der „Ausbeutung“ der Dritten Welt bloßzustellen. Wie auch immer, um ihr Missgeschick im Groben zu erklären, sind neo-marxistische Begriffe, als ob dies den Machenschaften des IWF, der Trilateralen, der Bilderberg-Gruppe oder einem anderen Beelzebub geschuldet sei, kaum einer Erwiderung wert.
Den Medien und akademischen Experten zufolge befindet sich nun die „Kultur des Anderen“ in Frankreich im Belagerungszustand, auch wenn „Afromanie“ der Hit ist. Auf der anderen Seite denke ich, dass es überhaupt nicht übertrieben ist zu behaupten, dass Amerikas kulturzerstörende Einflüsse Europa nicht länger bedrohen, da ihre Gefahren von anderen übertroffen worden sind.
Europa zuerst!
Ich respektiere das Schicksal der zu manchen Zeiten geplagten Inuit, Tibeter, Amazonas-Indios, Pygmäen, Kanaken, Aborigines, Berber, Sahrauis, Indianer, Nubier, der unvermeidlichen Palästinenser, und der kleinen grünen Männchen aus dem Weltall. Aber erwarten Sie keine Krokodilstränen von mir! Wenn das Hochwasser mein eigenes Haus bedroht, kann ich nur an meine eigene missliche Lage denken und habe keine Zeit, anderen zu helfen oder für sie zu plädieren. Außerdem, wann haben sich diese anderen jemals um uns gekümmert? In jedem Fall sind die Gefahren, die sie bedrohen, weit übertrieben, insbesondere in Anbetracht ihrer demographischen Lebenskraft, die im übrigen westlicher Medizin und materieller Hilfe geschuldet ist – dass gerade dieselben westlichen Kräften, die sie angeblich ausgebeutet haben, sie ebenfalls zum Gedeihen gebracht zu haben scheinen (oder zumindest dazu, sich in noch nie dagewesener Anzahl zu vermehren).
Wenn unsere Kommunitarier wirklich die „Sache der Völker“ verteidigen wollen, sollten sie bei den Europäern beginnen, die nun unter dem Angriff der demographischen, wandernden und kulturellen Kräfte einer überbevölkerten Dritten Welt stehen. Im Angesicht dieser Bedrohungen wird man uns nicht heulen (wie ein Pfaffe) oder zur Sache der „Anderen“ fliehen (wie ein Intellektueller) sehen. „Wir selbst alleine“ wird genügen.