Der Geist ist für den Marxismus „Funktion der Materie“, Überbau der ökonomischen Zustände. Trotzdem bestimmt dieser „Überbau“, der zur Funktion erniedrigte Geist, Form und Inhalt des Marxismus. Die stursten Materialisten erklären sich als Träger einer Theorie und ihr erstes Auftreten geschah im Namen der „Wissenschaft“.
Es gibt kaum einen Denker, bei dem zwischen der eigentlichen schöpferischen geistigen Leistung und der geistigen Breitenwirkung eine größere Kluft besteht, wie bei Karl Marx.
Marx zeigt die folgenden Wesensmerkmale:
1. den Konjunkturinstinkt,
2. die parasitär-plagiatorische Grundlage und
3. eine zerstörende und zersetzende Wirkung.
Marx hat keine der großen Fragen, welche die soziale Bewegung stellte, hervorgebracht und er hat auch keine dieser Fragen gelöst, aber er hat mit seiner Theorie jede dieser Fragen getroffen:
1. die technische Entwicklung zum Hochkapitalismus,
2. die Tatsache der Ausbeutung und
3. den Materialismus als Gegenbewegung zum kirchlich-bürgerlichen Idealismus oder Spiritualismus.
Die marxistische Theorie:
1. Wertlehre
Marx maßte es sich an die Wertlehre des Wirtschaftslebens aufzustellen, die allgemeingültige Theorie der Entstehung wirtschaftlicher Werte zu entwickeln.
Auch hier ist Marx nicht originär, die Werttheorie ist zwar grundlegend für seine gesamte ökonomische Doktrin, aber sie stammt ursprünglich gar nicht von ihm. Schon John Locke behauptet die Arbeit sei der Maßstab des Tauschwertes. Die Physiokraten übernehmen diese Lehre und Adam Smith gibt ihr eine eigene tiefere Begründung. Von ihm hat sie der Jude David Ricardo entlehnt und ihr zum ersten Mal die dogmatische Übertreibung gegeben, die Marx zum Äußersten steigerte.
Während für Adam Smith nur im „Naturzustand“ die Arbeit als Tauschwert allgemeine Geltung hat, verzerrte Ricardo diese Auffassung zur Behauptung, dass die bloße Arbeitsmenge, die Quantität der Arbeitszeit, bestimmend für den Tauschwert und damit für den Preis eines wirtschaftlichen Gutes sei. Preisbildend sei nicht der Gebrauchswert, sondern der Tauschwert. Dieses Dogma legt Marx in konsequenter Fortbildung seiner Fiktion seiner Wertlehre zu Grunde.
„Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedener Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedener Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert.“ (Karl Marx: „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“, I. Bd., 9. Aufl., Hamburg 1921, S. 4)
Diese Behauptung ist eine für Marx typisch fiktive Abstraktion. Es wird einfach, statt die tatsächlichen wertbildenden Faktoren zu erforschen, die Tauschbarkeit und zwar die quantitative Tauschbarkeit, als einziger wertbestimmender Faktor anerkannt.
Durch die Verschiebung vom Gebrauchswert zum Tauschwert und die Reduzierung des Tauschwertes auf die Zeitmenge, durch diese Manipulation, schafft sich Marx sein Wertedogma und damit die Grundlage seiner ökonomischen Theorie.
Ein Hinweis auf die Ursachen, die tatsächlich wirtschaftlich preisbildend wirken, soll sein ganzes Verfahren verdeutlichen.
Selbstverständlich ist die Arbeitsmenge daran wesentlich beteiligt welche Zeit ein Arbeiter zum Beispiel im Durchschnitt braucht, um ein gewisses Quantum Erz zu fördern oder verkaufsbereit zu bearbeiten. Aber das ist ein Faktor unter anderen, ebenso wichtig ist beispielsweise die Arbeitsqualität; zunächst das Arbeitstempo innerhalb der Arbeitszeit und dann vor allem die Arbeitsqualität in einem bestimmten Arbeitstempo. Eine Stunde straßenfegen ist nicht gleich einer Stunde Arbeit eines Feinmechanikers oder eines Erfinders. Ebenso ist wert- und preisbestimmend die Seltenheit oder massenhafte Verfügbarkeit einer Ware. Kohle ist nun einmal in ihrem Wert und in ihrem Preis niedriger anzusetzen als Diamanten, weil das Naturvorkommen so entscheidend verschieden ist. Dazu kommt das menschliche Bedürfnis nach Ware. Der Bedarf an Fleisch wird immer höher sein als der Bedarf an Kohle. Bedürfnis, Seltenheitswert und Arbeitsqualität sind also neben der Arbeitsmenge entscheidend an der Preis- und Wertbildung beteiligt. Dazu kommen bei bestimmten Wirtschaftsgütern die Arbeitsmittel. Ohne Hochofen keine Stahlerzeugung. Nicht nur der „Prolet“ sondern auch der Erbauer und Besitzer des Hochofens ist also beteiligt an der Wert- und Preisbildung des Stahls.
Marx drückt sich um die Feststellung einfach durch den Trick, dass er diese Faktoren für unberechenbar erklärt und deshalb wie Ricardo rein von der händlerischen Zweckmäßigkeit her nur die Zeit-Quantität der Arbeit anerkennt. Das ist Unfug, hat aber Methode, denn diese Zwangsvorstellung ist die Voraussetzung seiner Ausbeutungstheorie.
2. Das Konzentrationsgesetz
Marx prophezeite mit wissenschaftlichem Ernst folgende Entwicklung: Die Mittelbetriebe fressen die Kleinbetriebe, die Großbetriebe fressen die Mittelbetriebe; die Folge ist, es gibt immer weniger selbstständige Einzelbetriebe, der Mittelstand verschwindet, wird hinabgestoßen in das Proletariat, die Zahl der Proleten wird immer größer, die Proleten werden immer ärmer und zahlreicher, die Kapitalisten immer weniger und reicher. Schließlich gibt es nur mehr wenige Riesenbetriebe mit den größten Produktionsmitteln. Nun kommt der Höhepunkt der Weltgeschichte. Die 99,99 Prozent ausgebeuteter Proleten vernichten die 0,01 Prozent Kapitalisten, setzen sich in den Besitz der Produktionsmittel und erhalten nun nicht nur die Lebensmittelkosten für ihre Arbeitskraft sondern den gesamten Wert ihrer Arbeitszeit, also auch den gesamten Mehrwert als Lohn; das Paradies der sozialen Gleichheit bricht an.
Und diese Entwicklung vollzieht sich mit eherner, unaufhaltsamer Notwendigkeit mit oder gegen den Willen der Kapitalisten, mit oder gegen den Willen des Proletariats. Das ist gerade das Entscheidende daran und im marxistischen Sinne eigentlich wissenschaftliche, die strenge Kausalität von der mechanischen Exaktheit eines Naturgesetzes. Marx hat dafür auch eine streng wissenschaftliche Formel gefunden. Er nennt es den „Akkumulationsprozess des Kapitals“.
„Es ist aber klar, dass die Akkumulation, die allmähliche Vermehrung des Kapitals durch die aus der Kreisform in die Spirale übergehende Reproduktion ein gar langsames Verfahren ist, im Vergleich mit der Zentralisation, die nur die quantitative Gruppierung der integrierenden Teile des gesellschaftlichen Kapitals zu ändern braucht.“ (Karl Marx: „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“, I. Bd., 9. Aufl., Hamburg 1921, S. 592)
Noch einmal fasst Marx die welterschütternde Erkenntnis zusammen:
„Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbstgeschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert.“ (Karl Marx: „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“, I. Bd., 9. Aufl., Hamburg 1921, S. 728)
So zerstört sich der Kapitalismus selbst und bringt zugleich das Proletariat zur Herrschaft. Damit ist auch das Ende aller Einrichtungen und Erzeugnisse von Bourgeoisie und Kapital gekommen. Wie der Kapitalismus begeht auch der Staat Selbstmord , die Politik selber endet damit, dass sie sich selbst vernichtet, das Paradies ist da. Marx hat es prophezeit:
„[Dann] wird es keine eigentliche politische Gewalt mehr geben, weil gerade die politische Gewalt, der offizielle Ausdruck des Klassengesetzes innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft ist.“ (Karl Marx: „Das Elend der Philosophie“, 2. Aufl., 1892, S. 129)
Wo nichts bewiesen ist, da ist auch eigentlich nichts zu widerlegen. Nur um zu verdeutlichen, dass nichts bewiesen ist, sei auf einige Tatsachen hingewiesen, welche die ganze Absurdität dieser Marx-Wissenschaft aufzeigen. Die Erfindung der Dampfmaschine und alle Erfindungen, die Marx seinen Theorien zu Grunde legt, sind weder die ersten noch die letzten, welche die Wirtschaftsform und die Produktionsweise veränderten. Aber aus einer Tatsache eines bestimmten Abschnittes der technischen Entwicklung ein Dogma zu pressen, ein „Gesetz“ von unentrinnbarer Notwendigkeit zu formulieren, daraus den Umsturz der Wirtschaft und der ganzen Welt abzuleiten, das ist die Ausgeburt eines unsagbar perfiden Mannes. Andererseits ist die tatsächliche Konzentration der kapitalistisch gesinnten Wirtschaft nur zum Teil die Folge einer technischen Entwicklung, zum größeren Teil die Folge gerade der kapitalistischen Wirtschaftsform selbst, des Zusammenschlusses der Betriebe zu Monopolen, Trusts und Syndikaten. Und mehr noch die Konzentration der Wirtschaft im Geld, im Finanzkapital, die ungleich mehr an Ausbeutung und Machtzusammenballung gebracht hat als irgendeine technische Entwicklung.
Marx hat also mit seinem „Konzentrationsgesetz“ erstens die stärksten Ursachen gar nicht getroffen und zweitens die Folgen sinnlos übersteigert. Aber weil durch andere Ursachen tatsächlich eine Konzentration eingetreten ist und die Ausbeutung sich verstärkte, hat sein „Konzentrationsgesetz“ an Suggestivkraft gewonnen, nicht durch eigene Leistung, sondern durch die nur scheinbar tatsächlich ähnliche Entwicklung.
Ebenso sinnlos ist es aus der Konzentration zwangsläufig die Entstehung von Proletariern zu folgern; denn auch der Riesenbetrieb besteht nicht aus einem Kapitalisten und Tausenden Proletariern, sondern wie der Arbeitsprozess selbst, ist auch die soziale Stellung der am Arbeitsprozess beteiligten Menschen verschieden und selbst in der kapitalistischen Wirtschaft der USA weitgehend nach Leistung gegliedert. Mittlere und höhere Angestellte und Direktoren haben einen größeren Grad von Selbstständigkeit als mancher Inhaber eines Klein- und Mittelbetriebes und beziehen oft ein Vielfaches des Einkommens sogenannter selbstständiger Kleinbesitzer. Über diese realen wirtschaftlichen Tatsachen wird einfach hinweg dogmatisiert. Wenn die Einkommenshöhe den Grad des Kapitalismus ausmacht, dann sind manche sogenannte „Proletarier“ eines Großbetriebes kapitalistischer als manche „Kapitalisten“ von Klein- und Mittelbetrieben, und manche selbstständige Besitzer von Arbeitsmitteln sind proletarischer als die Arbeitnehmer großer Betriebe.
3. Klassenkampf
Marx behauptet über die Gegenwart hinaus sei der Klassenkampf das Grundgesetz der Menschheitsgeschichte schlechthin. Auch hier ist Marx nicht originär.
„Bürgerliche Geschichtsschreiber hatten längst vor mir die historische Entwicklung dieses Kampfes der Klassen, und bürgerliche Ökonomen die ökonomische Anatomie derselben dargestellt. Was ich neu tat, war
1. nachzuweisen, dass die Existenz der Klassen bloß an bestimmte historische Entwicklungsphasen der Produktion gebunden ist;
2. dass der Klassenkampf notwendig zur Diktatur des Proletariats führt;
3. dass diese Diktatur selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft bildet.“ (Karl Marx: Brief an Joseph Weidemeyer, 5. März 1852 in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke (MEW), Berlin 1953 ff., Band 28, S. 503–509, Zitat S. 507–508)
Marx gibt dem bisher nur innenpolitisch, ständisch, soziologisch verwandten Klassenbegriff die ebenso unheilvolle wie bornierte Wendung, wenn er die ganze Weltgeschichte auf sich ausschließende Klassengegensätze und die Klassengegensätze auf die Produktionsverhältnisse zurückführt. Wie in der Wertlehre das Quantum Arbeitszeit als alleiniger Wertfaktor anerkannt wird und aus ihr alles andere, die gesamte Ausbeutung gefolgert wird, so wird geschichtlich aus der Tatsache der inneren Spannung zwischen Berufen, Ständen und Gruppen der Klassenkampf als alleinige und einzige Geschichtsursache abgeleitet. Im Interesse dieser öden Abstraktion wird alles wirkliche soziale und geschichtliche Leben eingeebnet, niedergewalzt und ausgerottet.
So wird:
1. die innere Bedeutung der sozialen Spannungen für die Staatengeschichte irrsinnig übersteigert,
2. die inneren Spannungen zur alleinigen Triebkraft der gesamten Entwicklung erklärt und
3. der ungleich wesentlichere Teil der Völker- und Staatengeschichte, der außenpolitische Teil ihrer Entwicklung, restlos geleugnet.
Das ist zweifelhaft die primitivste Utopie, die je zum Sinn der Weltgeschichte erklärt wurde.
4. Der ökonomische Materialismus
Der Marxismus erhebt den Anspruch auf exakte Wissenschaftlichkeit seiner Lehre und erklärt den dialektischen Materialismus als seine philosophische Grundlage. Auch in den „metaphysischen“ oder „ontologischen“ Grundlagen ist Marx vielmehr parasitär als ursprünglich oder gar schöpferisch.
Der Materialismus ist fast so alt wie das menschliche Philosophieren. Es wäre falsch den Marxismus einfach als Materialismus abzustempeln. Der Materialismus der Antike ist in seiner ersten Entwicklung eine großartige und für immer bewundernswerte Naturphilosophie, welche zum ersten Mal die Gesetzlichkeit, den Sinn und die Ordnung der Natur erkennt und so die Voraussetzung schuf für ein Denken in Naturgesetzen, für exakte Natur- und Weltforschung. Der westeuropäische und schließlich der deutsche Materialismus als ein Ergebnis der Aufklärung ist trotz zeitbedingter Einseitigkeit eine geschichtlich notwendige, revolutionäre Bewegung gegen das geistige Mittelalter. Der orientalische Jahveismus hat sich in Verbindung mit der platonischen Ideenlehre als spiritualistische Metaphysik über Europa gelagert, die geisteswissenschaftliche Forschung dogmatisch begrenzt und die wahre Naturforschung behindert. Fast 1500 Jahre lang wurde die vom heidnischen Griechentum eingeleitete wissenschaftliche Erforschung und Beobachtung der realen Wirklichkeit unterbrochen.
Von Hobbes über Lamettrie, Diderot, Holbach, bis Feuerbach kämpfte ein gewaltiges Ringen um die Natürlichkeit des Weltbildes, um das natürliche Bild des Menschen. Diese Lage hat Marx weder erzeugt noch mitgestaltet, sondern vorgefunden. Er ging scheinbar selbst den Weg von Hegel zu Feuerbach. Die Dialektik Hegels missbrauchte er für seine Rabulistik und den Realismus Feuerbachs entstellte er zum Ökonomismus.
Feuerbachs sogenannter Materialismus ist in erster Linie ein naturhafter Realismus oder ein realistischer Naturalismus, vor allem der ernsthafte Versuch einer natürlichen Anthropologie. Marx lernte von ihm wie von Hegel nichts Wesentliches und sucht bewusst nur die Negationen zu isolieren und zu verabsolutieren, er sammelt die Abfälle der wirklichen Philosophie, um die europäische Geisteshaltung zu vergiften. Feuerbachs heroischer Geist ringt um das Eigenrecht des Menschen. Er will den Menschen von jedem spiritualistisch-mittelalterlichen Zwang zu sich selbst befreien. Marx dagegen unterwirft den Menschen der primitivst verstandenen Mechanik und Zwangsgesetzlichkeit ökonomischer Zustände. Feuerbach will den Menschen von der theologischen Entrechtung befreien, Marx unterwirft ihn dem primitivsten Zwang, den es für den Menschen geben kann: dem Gesetz der Ökonomik.
Marx und seine Jünger haben deshalb kein Recht, sich im positiven Sinne auf die Antike und neuzeitliche Aufklärung, auf den antiken, wie auf den neuzeitlichen Materialismus zu berufen. Marx dazu:
„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.“ (Karl Marx/Friedrich Engels – Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 13, 7. Auflage 1971, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 8)
Was hier vorliegt ist nicht nur eine Entartung der Aufklärung sondern auch ein Rückfall in die dogmatische Primitivität, eine ökonomische Dogmatik die alles übertrifft, was jemals an religiöser Dogmatik und Geistesverengung in Europa eingedrungen ist. Wenn wir den dialektischen Materialismus kritisieren, dann nicht um in irgendeiner Form wieder in Spiritualismus oder spekulativen Idealismus zurückzufallen.
Der ökonomische Materialismus ist in sich selbst absurd. Marx behauptet die unbedingte Naturkausalität seiner ökonomischen Gesetze; das Konzentrations- und Verelendungsgesetz sollen angeblich unaufhaltsam zum Umsturz führen. Träfe dies zu, welche Notwendigkeit, ja welche Möglichkeit bestände dann noch für den Klassenkampf, für irgendeinen Kampf überhaupt? Wenn es eine absolut sich vollziehende streng kausale Evolution ökonomischer Gesetze gibt, wo ist dann noch die Möglichkeit zur politischen Tat, zur Revolution? Entweder gibt es eine ökonomische Kausalität, dann vollzieht sich die Entwicklung automatisch, oder es gibt politische Ursachen und politische Möglichkeiten der geschichtlichen Wirkung, dann gibt es keine in sich selbst geschlossene Kausalität ökonomischer Gesetze.
Wenn sich die Anhänger des Marxismus zur Notwendigkeit von Organisation, Propaganda und Agitation bekennen, so haben sie damit den Marxismus seiner eigenen philosophischen Grundlage beraubt. Die Marxisten kämpfen für ein Prinzip, das schon dadurch sinnlos geworden ist, dass gekämpft wird!
Mit seinem „Materialismus“ hat Marx nicht nur alle Kulturgebiete geleugnet und ökonomisch entstellt, sondern die gesamte Menschheitsgeschichte beschmutzt, er muss alle höheren Kräfte der Menschheit leugnen und kommt so zu dem philosophischen Dadaismus: Nicht der Mensch bestimmt die Wirtschaft, sondern ökonomische Gesetze bestimmen den Menschen.
So bleibt die marxistische „Philosophie“ unphilosophisch, die Theorie theoretisch unvereinbar, solange man sie an philosophischen und wissenschaftlichen Maßstäben misst. Das ändert sich sofort, wenn man die Theorie nach ihrem Zweck überprüft; der sonst unerträgliche Selbstwiderspruch der ganzen Dogmatik wird dann sofort als zweckmäßig und notwendig erscheinen. Diese Thesen sind eine furchtbare Waffe im Dienste der Zersetzung und Zerstörung. Für dieses Ziel wurde diese Lehre bewusst oder unbewusst erschaffen. Das ökonomisch-materialistische Zerrbild des Menschen ist die Voraussetzung für die kollektive Entartung des Menschen zum homo inferior!