Gelegentlich werden Forderungen nach einer ideologiefreien Wissenschaft laut. Gemeint ist damit die Einhaltung wissenschaftlicher Kriterien:
• Klarheit der Fragestellung,
• Schlüssigkeit und Struktur der Gliederung / des Aufbaus,
• Eigenständigkeit in Herangehensweise und Erarbeitung des Themas,
• Angemessenheit des Untersuchungsdesigns,
• Verwendung von wissenschaftlicher Terminologie,
• Definition und Klärung von Fachbegriffen,
• Umfang und Angemessenheit der verwendeten Literatur,
• Bezugnahme auf Literatur, Belegen von Argumenten, korrekte Wiedergabe von Fakten,
• Qualität der wissenschaftlichen Argumentation,
• Differenziertheit der Darstellung der Inhalte sowie der Argumentation,
• Qualität der empirischen Daten,
• Interpretation der empirischen Daten bzw. der verwendeten Quellen,
• Verbindung von Theorie und Empirie,
• Kritische Reflexion der Arbeit / Problembewusstsein,
• Verständlichkeit / Klarheit der Sprache,
• Schreibstil / Orthografie,
• Formal korrekte Zitation und
• Formale Korrektheit der Arbeit
Soweit die Theorie. In Wahrheit ist die Wissenschaft ein Minenfeld. Es gibt zu bestimmten Fragen Denk– und Forschungsverbote. Gefördert wird was in das Konzept passt, ausgeblendet wird was nicht in das Konzept passt. Eines der schwer umkämpften Wissenschaftsfelder ist die Anthropologie (altgriechisch ἄνθρωπος ánthrōpos, deutsch Mensch und –logie), also die Lehre vom Menschen.
Ein besonders schwerer Fall von Ideologiebelastung in diesem Fach ist der Fall der Margaret Mead. Mead war Schülerin des jüdischen Anthropologen Franz Boas, der ganze Generationen von US-amerikanischen Gelehrten durch seine wirre Doktrin von der Gleichheit des Menschen ruinierte. Boas, der als Übervater der Anthropologie gilt, hat bereits 1894 in einem Vortrag vor der American Association for the Advancement of Science erstmals öffentlich Stellung gegen den „wissenschaftlichen Rassismus“ bezogen. Er behauptete in dem Vortrag, dass das Kriterium der Rasse keiner genauen wissenschaftlichen Überprüfung standhalten könne und als Analyseinstrument für die Anthropologie und Ethnologie hinfällig sei. In seinem Werk „Race, Language and Culture“ vertritt Boas die Ansicht Intelligenz sei nicht vererblich, sondern könnte kulturell erlernt werden. Also die klassische Milieutheorie. Dieser zufolge wird der Mensch als leere Hülle geboren und nur vom Milieu geprägt.
Boas Schülerin Mead wurde von eben diesem 1925 nach Samoa entsandt, um dort eine „Urgesellschaft” zu studieren. Die Arbeit sollte eine folgenschwere Tendenz aufweisen. Nachdem Mead ihre Forschung vor Ort nach neun Monaten beendet hatte, kehrte sie in die USA zurück und machte sich an die Arbeit. In dieser beschrieb sie eine „urkommunistische Paradiesgesellschaft“. Dank der weitherzig-liberalen Erziehung gäbe es weder Konkurrenzdenken noch Rivalität oder Eifersucht. Konflikte seien auf Samoa so gut wie unbekannt. Es gäbe keine Gewalttaten, Mord und Selbstmord seien unbekannt. Alles in allem seien die Samoaner „eines der liebenswertesten, friedfertigsten und am wenigsten streitsüchtigen Völker der Welt“. Laut Mead prägt der kulturelle Rahmen das Erwachsenwerden, Sexualität und Emotionen, nicht der Ablauf der biologischen Vorgänge. Genau das war es, was die Kulturdeterministen immer behauptet hatten. Margaret Mead veröffentlichte ihre Studie 1928 unter dem Titel „Coming of Age in Samoa“. Sie wurde sofort ein Bestseller und gilt bis heute als das meistverkaufte anthropologische Werk überhaupt. Seine Ergebnisse wurden in zahllose Sach- und Lehrbücher aufgenommen.
Gut 15 Jahre nach Meads Abreise von Samoa traf ein anderer Anthropologe ein. Der Neuseeländer Derek Freeman lebte mit Unterbrechungen rund 40 Jahre auf Samoa und sprach noch einmal mit den Interviewpartnern von Margaret Mead. Er wertete Gerichtsakten und Zeitungsartikel aus und er konnte, als er am Ende seiner umfassenden Untersuchungen 1978 das Ergebnis unter dem Titel „Margaret Mead and Samoa“ vorlegte, nicht eine einzige Aussage seiner Kollegin bestätigen!
Ein weiterer Fall von missbräuchlicher Interpretation stellt die Interpretation der sogenannten „Out of Africa“-Theorie dar. Diese wird in einer Art und Weise interpretiert als würde der moderne Mensch von Negriden abstammen. Damit soll ganz offensichtlich den Europäern der Massenzuzug von Negriden und die Rassenvermischung als unbedenklich und bedeutungslos dargestellt werden.
Mit der Entdeckung des affenähnlichen Skeletts „Lucy“ in Äthiopien durch Donald Johanson im Jahr 1974 soll der menschliche Stammbaum auf die Negriden zurückgeführt werden. Demnach sollen die Urahnen der heutigen Europäer vor 50.000–55.000 Jahren aus dem östlichen Afrika, der spekulativen „Wiege der Menschheit“, über Kleinasien nach Europa eingewandert sein und dabei die vormals dort ansässigen Neandertaler in mehreren Jahrtausenden verdrängt haben.
Für das Auftreten des anatomisch modernen Menschen gibt es derzeit im Wesentlichen zwei konkurrierende Modelle. Nach dem Modell der multiregionalen Evolution wurde der aktuelle Status in mehreren parallelen Stammeslinien erreicht, wenn auch ein gewisser Genfluss zwischen diesen bestanden haben dürfte. Dieser Annahme nach ging im subsaharischen Afrika die Entwicklung vom dortigen Homo erectus über den archaischen Homo sapiens und den Frühmodernen zu den heutigen Negriden. In Europa und Vorderasien führte der Entwicklungsweg von den lokalen Erectus-Vertretern über die Ante-Neandertaler und die Neandertaler zu den heutigen Europiden.
Nach dem Modell der monoregionalen Evolution ist der anatomisch moderne Mensch in Afrika entstanden und hat sich von dort über andere Kontinente ausgebreitet und die archaischen Populationen mehr oder weniger ersetzt. Da die Befundung und zeitliche Einordnung der Befundung über die Glaubwürdigkeit der einen oder der anderen Theorie entscheidet, ändern sich die Annahmen regelmäßig und beide Theorien finden in der Wissenschaft ihre Anhänger. Entscheidender ist in diesem Zusammenhang die ideologisch basierte Behauptung, die Menschheit würde von Negriden abstammen. Denn die afrikanischen Frühmodernen, von denen angeblich oder tatsächlich die modernen Menschen weltweit abstammen sollen, lassen noch keine spezifischen Rassenmerkmale erkennen. Die Entstehung der Negriden lässt sich schwer fassen, da ihre kennzeichnenden Integument-Merkmale am Skelett nicht abzulesen sind und die Tendenz zur Prognathie sowie die breite Nase auch bei der allgemeinen sapiens Altschicht auftreten. Fast alle ostafrikanischen Funde aus dem ausgehenden Pleistozän und frühen Holozän sprechen für eine hochwüchsige- schlanke Bevölkerung mit eher europidem Gesichtsrelief.
Die Negriden dürften eher in Westafrika entstanden sein, wo die ältesten Skelettreste mit eindeutig negridem Habitus gefunden wurden (Iwo Eleru/Nigeria, 10. Jt. v. u. Z.) und wo noch heute die die ausgeprägtesten Negriden leben. Von dort scheinen sich die Negriden nach Norden in die damals noch fruchtbare Sahara (Asselar/Mali, 5. Jt. v. u. Z.) und nach Ostafrika (Mumba/ Tansania, 4. Jt. v. u. Z.) ausgedehnt zu haben.
Selbst wenn also die „Out of Africa“-Theorie zutreffen würde und sich als das glaubwürdigste Modell zur Erklärung der Entstehung des modernen Menschen anbieten sollte, so stammen die Europäer nicht von Negriden ab, was uns aber Ideologen aus niedrigen Motiven vermitteln wollen.